Sonntag, 6. Dezember 2009

Ich verneige mich...

...vor Maik Franz.

Die Frankfurter (?) Rundschau übrigens auch und spricht ihm kurzerhand die Tauglichkeit für die Bundesliga ab. Ich verlinke den Rotz nicht. Googlet den Scheiss selbst.

Und bevor ich mich darüber noch länger aufrege, erfreue ich mich lieber am Sieg, an Maik und nicht zuletzt an Sebastian Vettel, für seinen schelmischen Auftritt im wieder mal unterirdisch peinlichen Aktuellen Sportstudio. Mainzer Dreckssender eben. Auch hier werde ich mich nicht aufregen. Auch nicht, dass ich dafür GEZ zahle. Versprochen!

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Gebt mir den Fußball zurück!

Ja, ja, ich weiß. Spätestens seit der WM im eigenen Land, und ich rede von der zweiten 2006, ist Fußball bei uns so was wie ein „Event“ (so ein neues Wort für das altbackene „Veranstaltung“ oder „Ereignis“) für Familien und Frauen geworden. Ok, die Clubs, die sich ja nicht mehr als Vereine sondern Wirtschaftsunternehmen definieren, freut das. Die Arenen (noch so ein neues Wort für das altbackene „Stadion“ oder „Bolzplatz“) sind voll. Ich meine, zu voll!

Früher waren wir unter uns. Männer. Und Frauen, die aussahen wie Männer. Wir hatten nichts. Keine Freundin, keine Manieren, kein Clearasil, keinen Musikgeschmack. Aber wir hatten uns und samstags unseren Spaß. Meist unter der Gürtellinie. Ob verbal oder nonverbal. Egal. Unsere Welt. Wir mussten uns nicht schämen, wenn wir sternhagelvoll über die Stehränge stolperten. Wir mussten uns nicht schämen, wenn wir den Gegner übel beleidigten, nicht selten sogar deren totale Vernichtung forderten. Wir meinten es ernst. Kein aufgesetztes „ist doch nur Spaß“, kein entschuldigendes „wir sind doch beim Fußball“, nein, der Gegner war unwertes Leben. Das stellte niemand in Frage. Wozu auch? Wir waren deutlich. Deutlich und ehrlich.

Auf einmal, es war irgendwann in den Neunzigern, mutierte unser Fußball zum Zugpferd des Privatfernsehens. Zeitgleich startete die schleichende und nie gewollte Gesellschaftsfähigkeit der Bundesliga. Zufall? Keine Ahnung. Aber das Privatfernsehen steht für mich für die Verblödung des deutschen Volkes. Also eher kein Zufall. Am Stammtisch in der Studentenkneipe, in der man sonst eher Demos oder Drogenbeschaffung plante, wurde auf einmal, an den Wochenenden, kurz das Eintracht-Ergebnis reingeworfen. Zwar noch verstohlen, mit roten Kopf und auf die Zunge beißend, aber durchaus mit dem waghalsigen Mut ein Tabu zu brechen.

Auch während der Zivildienstzeit, in der sich jeder besonders gebildet, friedliebend und links gab, war auf einmal das Spiel von gestern das Thema in der Krankenhaus-Kantine. Jungs, die sich normalerweise gelangweilt darüber unterhielten, auf welchen Konzerten, auf welchen Lesungen, auf welcher politischen Diskussionsveranstaltung sie am Wochenende waren, bekamen auf einmal leuchtende Augen: „Reinhold Jessl!“ Der eine Name reichte, um zu wissen, wo ein jeder war – in Mainz, beim Pokalsieg der Eintracht.

Eigentlich war es nicht zu befürchten, aber im Nachhinein ist es klar, es konnte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis politische Korrektheit auf die Ränge Einzug hielt. Es war ein Spiel in Koblenz. Fuji-Cup - bezeichnenderweise. Eintracht gegen Bayern. Wie selbstverständlich beleidigte ich erst Ziege und dann natürlich den bayerischen Schweizer: „Sutter, Sutter, fick deine Mutter!“… Auf einmal erstarrte ich zu Salz. Neben mir ein weibliches Gekreische: „Wie asozial ist das denn?“. In diesem Augenblick begann mein Rückzug. Die letzte Bastion gefallen. Die Oase der Glückseeligkeit von kreischenden Weiberstimmen zerstört. Auf einmal hat man sich zu rechtfertigen. Beim Fußball?!?!

Dabei, egal wie viel krakeelende Weiber neben mir oder über mir oder wo auch immer um mich herum versammelt sind, ist für mich ein jeder Schweizer ein Sutter. Ob es sich reimt oder nicht, ein „xyz fick deine Mutter“ kommt mir noch immer über die Lippen – wie selbstverständlich, wenn ich den Protagonisten auf dem Platz als Schweizer ausmache. Je nach Laune sogar auch über die Schweizer in der eigenen Mannschaft. Na und? Vielleicht ist das ja so. Vielleicht haben die nun mal entsprechende sexuelle Neigungen. Weiß ich’s? Vielleicht auch deswegen die brüske Ablehnung gegen die Minarette? Dabei hat ein wenig Kultur und moderne Aufklärung noch niemanden geschadet. Ok. Aber das ist jetzt nicht mein Thema.

Mein Thema ist die, seit diesem schrecklichen Erlebnis beim Fuji-Cub, unaufhaltsame Verweichlichung der Fußballfan-Szene. Bestes und leider auch aktuellstes Beispiel - das Wehklagen über die „Funkel raus“-Rufe in Berlin. Ach Gott! Da gewinnt die Eintracht ein enorm wichtiges Spiel gegen einen Hass-Gegner (darf ich das noch schreiben?) und ein paar Jungs machen sich einen Spaß.

Leider war es ja klar. Das große Geheule der Häkelfraktion ging im Internet los. Die Überschrift „Das war für mich peinlich“ startete unaufhaltsam eine ganze Stalinorgel an Wehklagen. Unmöglich und unfair, wären die Rufe gewesen. Das ganze an Niveaulosigkeit kaum noch zu unterbieten, so die selbstkasteinde Kritik in Richtung eigene Fans. Fans, die als Deppen mit kaum zu ertragender Blödheit bezeichnet werden. Wohlgemerkt rede ich hier von aus dem Internet zusammengefassten Kritiken, die von Helden formuliert wurden, die das Spiel in der Sportschau gesehen hatten und, statt danach ein Brot zu schmieren und der Ziehung der Lottozahlen entgegenzufiebern, gleich an den Rechner rannten, ins Internet einloggten, um sofort, ohne jegliche Verzögerung, ihren Unmut gegen Leute entleerten, die mal kurz gut und gern 1000 Kilometer für ihren Verein runterrissen. Das ist die eigentliche Niveaulosigkeit!

Und überhaupt! Dieses ganze Blabla. Funkel hätte ja fünf Jahre gute Arbeit bei uns geleistet. NA UND? Wen interessiert das, wenn man auswärts führt – kurz vor dem Sieg steht??? Dann gehört Häme dazu. Ist sogar Pflicht! Unabhängig davon, dass es bestenfalls 2,5 Jahre gute Arbeit waren. Aber das ist hier nicht das Thema. Das Thema ist den Gegner zu verhöhnen. Mitsamt Trainer, Maskottchen und Spielerfrauen. Und auch wenn der Trainer Funkel heißt, dann ist er eben inklusive. Gerade und erst recht dann, wenn es gegen die Hertha geht!

Hertha will doch kein Mensch. Hertha ist langweilig. Hertha ist das geistig zurückgebliebene Dorf innerhalb einer pulsierenden Metropole. Wenn ich schon einem Berliner Verein anhängen muss, dann – je nach persönlicher politischer Ausrichtung – Türkspor oder BFC Dynamo Berlin. Aber doch mit Sicherheit nicht Hertha??? Alleine dieses Vereinslied „…nur nach Hause geh’n wir nicht“, ist nicht nur peinlich, sondern angesichts der Tatsache, dass die wenigstens überhaupt erst hingehen, schlicht so bescheuert, wie damals in der DDR die Hymne mit dem „einig deutsches Vaterland“. Im Gegensatz zu den Hertha-Fuzzis, rafften die DDR Funktionäre wenigstens, wie lächerlich die sich machten und hatten das Singen des Textes kurzerhand verboten. Bei der Hertha wird es nicht verboten. Weiterhin wird es wirr gesungen. Frank Zander als Identifikationsfigur einer von sich selbst losgelösten Fankurve, der man nur mit Mitleid begegnen kann. Mehr haben die nicht verdient.

Aber was, um alles in der Welt, haben wir verdient? Wir, die sich über ein „Funkel raus“ lauthals beschweren. Wir, die rumjammern. Wir, die unser ach so unsägliches Verhalten als Begründung dafür angeben, dass wir im Fernsehen so schlecht wegkommen. IM FERNSEHEN SCHLECHT WEGKOMMEN? Wen interessiert das? Was interessiert das? Wozu interessiert das überhaupt irgendjemanden? Was seid ihr für Jammerlappen?
Bleibt dem Fußball fern! Heult euch bei Mama aus! Tanzt meinetwegen auf dem Weihnachtsmarkt und singt Christkindlein-Lieder. Aber bleibt weg! Macht um die Stadien dieser Welt einen großen Bogen!

Ich will pöbeln, ich will beleidigen und ich will total unkorrekt sein. Politisch unkorrekt und auch ganz allgemein unkorrekt. Ohne euch! Ohne euren blöden Kommentaren im Stadion oder kurz danach im Internet, nur weil Steffen Simon in der Sportschau seine peinlichen Bessermensch-Thesen zu unpassend zusammen geschnittenen Bildern aus der Fankurve jault. Geht’s noch? Man! Haut ab! Gebt mir meinen Fußball zurück!